Ich habe vor Kurzem eine gebrauchte und defekte Vitudurum V2 (vermutlich baugleich zur Fiorenzanto Colombina) erstanden. Die Symptome des Defektes: nach dem Einschalten schalteten im 2-Sekunden Takt deutlich hörbar irgendwelche Relais, und zwar solange bis die Maschine aufgewärmt war. Die Heizung wurde immer nur kurz eingeschaltet und die Schalterei tönte ungesund. Die Aufwärmphase dauerte darum deutlich länger als normal. Die aufgewärmte Maschine setzte danach ca. alle 2 Stunden unvermittelt die Pumpe für einige Sekunden in Gang. All das wies auf einen Defekt der Elektronik oder eines Sensors hin.
Da ich auch nach längerer Suche keinen Schaltplan der Vitudurum V2 fand, musste ich eben selber einen erstellen.

Schaltplan Vitudurum V2 (Fiorenzato Colombina)
Das Durchmessen der Maschine ergab ziemlich schnell dass alle Sensoren und passiven Bauteile in Ordnung waren, und folglich die Gicar Schaltbox defekt sein musste. Auf die Schnelle war nicht zu eruieren was an der Gicar Box selbst defekt und ob sie reparierbar war.
Eine Ersatzbox von Gicar kostet um die €100.-, ist also schweineteuer. Dabei sind ihre Funktionen in der Maschine mehr als bescheiden. Sie sorgt 1) beim allerersten Einschalten dafür, dass der Kessel mit Wasser befüllt wird und dass 2) die Maschine bei zu wenig Wasser im Tank ausgeschaltet wird. Dafür über €100.- auszugeben ist mir zu schade! Ich entschied die Gicar Box komplett auszubauen, auf die automatische Befüllung zu verzichten, und bei niedrigem Wasserstand im Tank ein Signal ertönen zu lassen.
Wichtiger war mir hingegen die originale Thermostat-Temperatursteuerung mit der recht grossen Hysterese von etwa 10° durch eine viel präzisere PID-Steuerung zu ersetzen. Die für die PID-Steuerung erforderlichen Bauteile:
Der modifizierte Schaltplan sieht dann so aus:

Vitudurum V2 modifiziert: Mit PID-Temperaturkontrolle und ohne Gicar Box
Anstelle eines RTD Sensors lassen sich auch andere Typen verwenden, wobei dann allenfalls die Verkabelung ändert (wie im XMT 7100 Manual angegeben). S4 ist der Taster mit Druckfeder, der bei niedrigem Gewicht des Wassertanks schaltet.
Der Umbau
Hier nun der schrittweise Umbau in Bildern

Vitudurum V2 geöffnet
Es hat im Gehäuse nicht übermässig viel freien Platz für den PID und die restlichen Bauteile. Kriterien: der PID sollte von aussen bedienbar, aber trotzdem nur dezent sichtbar sein (so ein Digitalgerät ist in einer Espressomaschine mit ihrer Mechanik eben schon ein Stilbruch), der PID sollte vor Leckwasser und Hitze geschützt sein. Nach langer Überlegung entschied ich den PID am Wassertank-Trägerblech unterhab des Wassertanks anzubringen. Zusammen mit dem Tongeber wird er mit einem Aluprofil, das passende Aussparungen hat montiert.

PID Controller und Signalgeber mit Montagewinkel aus Aluprofil
Das Aluprofil hat M3 Gewinde und wird durch zwei Löcher im Wassertank-Zwischenblech mit Senkkopfschrauben festgeschraubt.

PID Controller und Signalgeber mit Montagewinkel aus Aluprofil

Unterhalb des Wassertanks festgeschraubter Montagewinkel

Auf Grundplatte unterhalb des Wassertanks fesgeschraubtes Solid State Relais
Dank des passenden Gewindes kann der Thermostat für die Wassertemperatur ganz einfach durch den RTD Sensor ersetzt werden.

Thermostat für Wassertemperatur ersetzt durch RTD-Sensor
Wenn die Maschine schon umgebaut wird soll bei der Gelegenheit auch noch gleich der Wasserkessel isoliert werden. Ich habe 1cm dicke Armaflex Isolationsmatte verwendet, die bis 120° Celsius erträgt.

Zur Hälfte am Heizkessel angebrachte Armaflex Isolationsmatte

Am Heizkessel angebrachte Armaflex Isolationsmatte mit Ausschnitten für Sensoren und Wasseranschlüsse

Erster Funktionstest mit kompletter Verkabelung

Zur Hälfte zusammengebaute Espressomaschine
Das Seitenblech aus Chromstahl hat eine Aussparung um den PID-Controller bedienen, und die exakte Kesseltemperatur von aussen sehen zu können. Die Aussparung wurde mit der Stichsäge und speziellem Inox-Sägeblatt gesägt.

Komplett zusammengebaute Espressomaschine mit Ausschnitt für den PID Controller im Seitenblech

Funktionstest bei komplett zusammengebauter Maschine …

… und der erste Bezug eines Espresso!