Heute 25.5.20 gelesen in der NZZ auf der Seite mit dem Untertitel Die wichtigsten Daten und Fakten zum Coronavirus:
Auch in den USA flacht die Kurve nun ab
Zur Veranschaulichung wird diese Graphik gezeigt:
Tatsächlich, die Kurve flacht ab und es entsteht – zumindest bei mir und auf den ersten Blick – der Eindruck dass hier etwas zurück geht, eingedämmt wird, unter Kontrolle kommt. Diese Graphik hilft all jenen die möglichst schnell alle Massnahmen zur Eindämmung der Pandemie zurück nehmen wollen.
Im Kleingedruckten wird aber darauf hingewiesen dass hier zur besseren Darstellung die logarithmische y-Achse gewählt wurde. Die logarithmische Skala führt hier aber in die Irre!
Als Quelle werden die Daten der John Hopkins Universität verwendet, die auch hier graphisch dargestellt sind. Schauen wir uns mal an wie die gleichen Zahlen am gleichen Tag dort visualisiert werden.
Das sieht irgendwie nicht mehr nach abflachen aus, weil hier in den Fallzahlen nicht die logarithmische Skala gewählt wurde sondern die lineare. Wenn die NZZ zu dieser Graphik titeln würden dass die Kurve “nun auch hier abflacht” dann würde sich der Leser mindestens am Kopf kratzen und eher sich etwas verschaukelt vorkommen.
Hier zum Vergleich die Daten mit linearer und logarithmischer Skala:
Dass der linke untere Teil der logarithmischen Abbildung weg gelassen wird ist völlig ok. Da geht es um verschwindend kleine Fallzahlen. Wie die NZZ aber auf die Idee kommt, dass die logarithmische Skala die Ausbreitungsgeschwindigkeit besser darstellen soll ist mir schleierhaft. Ich finde die NZZ operiert hier haarscharf in der Nähe der Desinformation.
Zum Vergleich noch die Graphiken mit den Schweizer Fallzahlen. Hier flacht die Kurve wirklich ab, was in der Graphik mit der linearen Skala zu sehen ist. Die logarithmische Darstellung zeigt das nicht wirklich – die sieht im relevanten oberen rechten Teil der amerikanischen recht ähnlich.