Logodesign in the Cloud

Für ein kleines, privates Webshop-Projekt brauche ich ein Logo. Nun habe ich zwar Ideen, wie das Logo in etwa daherkommen soll. Aber mit der halbwegs ordentlichen Ausführung der Idee bin ich einfach komplett überfordert.

so könnt’s gehen…

Designer gibt’s hierzulande en masse. Ich habe mich aber entschieden mein Logoprojekt in die Designercloud auszulagern. So habe ich das Projekt tazzine.ch bei 99designs ausgeschrieben. Das läuft so, dass man als Auftraggeber zunächst eine Beschreibung des Projektes und die Anforderungen formuliert und dann den Preis nennt, den man zu bezahlen bereit ist.

Eine Ausschreibung läuft 10 Tage und in dieser Zeit können Designer ihre Vorschläge einreichen und vom Auftraggeber bewerten lassen. Am Schluss muss sich der Auftraggeber für einen Gewinner entscheiden, der dann den ganzen Betrag erhält. Sämtliche Verwertungsrechte am Design gehen mit der Bezahlung an den Auftraggeber.

Ein Logo dieser Art bei einem Designer hier vor Ort gestalten zu lassen kostet irgendetwas in der Grössenordnung von 1000 bis 3000 Franken. Kann man für schlappe 250 Franken etwas Anständiges erhalten? Ich war mehr als skeptisch, war aber bereit das Risiko einzugehen.

und so lief’s…

Insgesamt wurden in den 10 Tagen über 100 Designvorschläge eingereicht. Ich habe mir die Mühe genommen fast jeden Vorschlag ausgiebig zu kommentieren und zu bewerten. Die Designer hatten dann die Möglichkeit verbesserte Vorschläge einzureichen.

Der Prozess der stetigen Verbesserung durch die Kommentare hat erstaunlich gut funktioniert. Die Antwortzeiten der Designer sind sehr kurz und sie reagieren in der Regel gut auf die Kommentare und geben sich Mühe ihre Vorschläge zu verbessern.

Recht enttäuschend war hingegen die kreative Leistung. Mit ganz wenigen Ausnahmen waren alle Vorschläge von der gleichen Art. Bei einigen Designern musste ich annehmen, dass sie die (knappen) Vorgaben nicht gelesen (oder verstanden) haben. Es entstand bei mir der Eindruck dass die Designer sehr schnell arbeiteten, und sich nicht wirklich in Ruhe mit dem Projekt auseinandersetzten.

Fazit

Am Schluss habe ich ziemlich genau das erhalten was ich erwartet hatte: ein gefälliges Logo das jedoch einigermassen unoriginell ist. Bezogen auf den Preis und den Aufwand den ich damit hatte bin ich zufrieden. Es lief alles recht zügig ab, und der Vorgang hat mir Spass gemacht und war zuweilen (im positiven Sinne) aufregend.

Eigentlich würde man erwarten, dass durch die Masse der beteiligten Personen ein breiteres Spektum an Ideen entwickelt würde. Aber genau das ist nicht eingetreten. Ich hatte vielmehr den Eindruck einer Schafherde die in die gleiche Richtung rennt. Von der viel beschworenen Intelligenz der Masse war also nicht viel zu spüren.

Ach ja, hier noch das Design, das schliesslich gewonnen hat:

 

Open Wireless Movement

Noch vor wenigen Jahren waren viele der privaten WLan Access Points offen, und man hatte gute Chancen im besiedelten Gebiet Zugang aufs Internet zu erhalten. Ich habe den etwas betrüblichen Eindruck, dass immer mehr der privaten Access Points zugesperrt werden.

Die Gründe liegen auf der Hand: Die Besitzer von Access Points sorgen sich, dass Fremde illegale Daten über ihren Internetzugang transportieren, dass sie einfacher ausgeschnüffelt werden können und dass die Qualität des WLans beeinträchtigt wird weil der eigene Traffic nicht priorisiert werden kann. Diese Argumente haben alles etwas für sich.

Dennoch ist es ein Jammer, dass Access Points zunehmend verriegelt werden. Man führe sich nur mal vor Augen, dass alle privaten Access Points zusammengenommen eine Infrastruktur bilden, die

  1. fast flächendeckend ist,
  2. über eine gewaltige Kapazität verfügt und
  3. weitgehend ungenutzt und brach liegt!

Dieses Potenzial kann ausgeschöpft werden! Allerdings braucht es dazu einige technische Erweiterungen des WLan Protokolls und eine Klärung der rechtlichen Rahmenbedingungen.

Der EFF wird sich zusammen mit anderen Organisationen diesen Herausforderungen annehmen und ein Open Wireless Movement lostreten: https://www.eff.org/deeplinks/2011/04/open-wireless-movement

Das finde ich Klasse!

 

Best Of Wikileaks

Die Enthüllungen rund um Wikileaks haben in meinem Freundes- und Bekanntenkreis zahlreiche anregende Diskussionen angestossen. Viele hegen – wie ich – einige Sympathien für das Wikileaks Projekt, wenn auch nicht ohne Kritik und Vorbehalte. Vielleicht thematisiere ich das mal bei Gelegenheit an anderer Stelle. Zunächst aber freue ich mich über die Wikilieaks, bzw. Cablegate zu verdankenden Veröffentlichungen, die mündigen Bürgern wichtiges Material für die politische Diskussion in Demokratien liefern.

Die Electronic Frontier Foundation hat eine schöne Zusammenstellung gemacht: http://www.eff.org/deeplinks/2011/01/cablegate-disclosures-have-furthered-investigative

Mir “gefallen” ausserdem:

Bitte mehr davon!

Facebookprognose

Prognosen sind schwierig. Bei den Diensten von Amazon, Google war ich von Anfang an überzeugt, dass sie erfolgreich sein werden. Die Geschäftsidee ist einleuchtend, und wenn es nicht diese Firmen sind, die sich damit durchsetzen, dann sind es Konkurrenten mit vergleichbaren Produkten. Auch das Platzen der Dotcom Blase sah ich voraus (ehrlich!) ebenso den Abstieg von second life und myspace. Ich gebe aber freimütig zu, dass ich bei einigen Produkten von deren Erfolg bass überrascht war, z.B. SMS (zu umständlich), iPod (nicht neues), iTunes Shop (zu teuer).

Egal – im Nachhinein ist man immer schlauer, und darum wage ich jetzt mal eine Prognose, auf die man mich dann auch behaften kann.

Der aktuelle Hype auf dem Web – ganz klar ist Facebook. Ich bin überzeugt, dass Facebook kurz vor seinem Zenith steht und danach stetig an Bedeutung verlieren wird. In 3-4 Jahren wird sich die Begeisterung für FB schon deutlich gelegt haben, und in 6-8 Jahren spricht kaum noch einer davon. So das sind doch einigermassen klare Aussagen, und ich bin selber gespannt wie’s rauskommt. Hier noch ein paar Gründe für meine Behauptungen:

Ich habe FB während nicht ganz 2 Jahren selber ausprobiert und kann die Begeisterung vieler durchaus nachvollziehen. Die ständigen Updatemeldungen von Personen aus dem eigenen (echten) Freundeskreis haben das Potenzial süchtig zu machen. Aber, so denke ich, diese Abhängigkeit ist nicht nachhaltig. FB Nutzer sind nicht treu, und werden schnell auf andere Plattformen umsteigen, wenn welche in Mode kommen.

FB fehlt das Geschäftsmodell. Das bisschen Werbung wird nicht reichen. FB Nutzer begeben sich auf die Plattform mit einem ganz spezifischen Ziel: mit ihren Freunden in Kontakt zu treten, und eben genau nicht um Kleider, Bücher oder Geräte zu kaufen. Ein Auftritt beispielsweise einer Buchhandlung in FB wird langfristig nicht einträglich sein. Darauf weisen auch neuere empirische Studien hin. Aus genau diesem Grund kann das lukrative Werbegeschäft von Suchmaschinen wie Google nicht mit Werbung in FB verglichen werden.

Der Umstand dass Goldman Sachs bei FB einsteigt stützt meine These eher. Goldman Sachs war immer schon an kurzfristigen Gewinnen interessiert, und haben es bis jetzt gut verstanden Spekulationsblasen aufzupumpen, dabei viel Geld zu verdienen und im richtigen Moment abzuspringen. Es würde mich nicht wundern wenn die schon bald heimlich auf einen Abstieg von FB wetten würden, während sie eifrig FB Anteile anpreisen (so wie sie es in der Immobilienblase getan haben).

Ich sehe an gewissen Stellen ein Potenzial von FB mit offensichtlichen Geschäftsmöglichkeiten: 1) bei der Stellenvermittlung und 2) bei Produkteempfehlungen. Beides würde aber einen Umbau von FB erfordern, und ich denke dass alternative (noch nicht existierende) Plattformen die besseren Erfolgsaussichten haben weil sie spezifischer ausgerichtet sind.

Ein Leben nach Facebook

Vor einem halben Jahr habe ich mein Account bei Facebook geschlossen (löschen lassen sich die persönlichen Daten ja nicht). Ich hatte mich zuvor während nicht ganz zwei Jahren unterschiedlich aktiv auf FB bewegt und mich mit ca 100 “Freunden” vernetzt.

Die erstaunlicherweise recht zahlreichen Reaktionen meiner Freunde über meinen Austritt reichen von Unverständnis über Enttäuschung bis in zu Neugier und Interesse. Gerade heute wurde ich wieder gefragt, wie es sich denn ohne FB so lebt, und ob ich mich unvernetzt fühle.

Es ist gar nicht so leicht diese kurze Frage knapp zu beantworten. Darum mache ich das etwas ausführlicher.

Neue alte Bekannte

Es ist tatsächlich so, dass ich über FB Kontakte zu Leuten wiederherstellen konnte, die ich seit langer Zeit nicht gesehen und somit aus den Augen verloren hatte. Der Spruch aus den Augen – aus dem Sinn trifft ebenso zu wie der Umkehrschluss. Dadurch dass ich sie in FB “sah” habe ich mir regelmässig über sie und das gemeinsam Erlebte Gedanken gemacht. Der Entdeckung folgte meist ein kurzer Austausch über die persönlichen Lebenssituationen sowie das Versprechen sich doch bald mal wieder richtig treffen zu wollen. Letzteres hat nur genau ein Mal stattgefunden, und es ist auch nur bei einem Treffen geblieben. Ein Transfer der virtuellen Begegnungen in die physische Welt hat also kaum stattgefunden.

Auch andere nachhaltige Formen der Beziehungspflege (beispielsweise in der Art einer Brieffreundschaft) haben sich nicht ergeben.

Diese Art von Wieder-Begegnungen sind mir bisher praktisch nur in FB passiert, und fallen jetzt weg. Da sie aber nicht nachhaltig sind und kein Transfer stattgefunden hat, hält sich mein Bedauern in Grenzen

Infos über entfernte Freunde und Bekannte

Mit entfernten Freunden und Bekannten meine ich solche, die ich ohne etwas besonderes tun oder organisieren zu müssen alle 1-2 Jahre mal sehe und durchaus schnell in ein freundschaftlich, angeregtes Gespräch fallen kann. Meist gab es eine Periode in der Vergangenheit, in der die Beziehung intensiver war, und so kann man an vertrauten Themen anknüpfen.

Durch die FB-Statusmeldungen hatte ich den Eindruck besser über die Lebensumstände der Bekannten informiert zu sein. Oft fiel bei einer physischen Begegnung das Gespräch auf ein Thema, das aus FB stammte.

Einen verstärkten persönlichen Austausch, sei es über FB, Mail oder andere Kanäle konnte ich allerdings nicht feststellen.

Vertiefung bestehender Freundschaften

Oftmals gaben Statusmeldungen in FB Anlass zu Diskussionen, Scherzen oder Bemerkungen mit Arbeitskollegen oder anderen Personen denen ich häufig begegnete. Als in in FB “drin” war hatte ich dies als Gewinn betrachtet. Ohne FB habe ich aber nicht das Gefühl, weniger Anknüpfungspunkte für lustige oder ernste Bemerkungen zu haben, oder überhaupt etwas zu verpassen. Der Grund dafür ist wohl, dass einen nicht heiss macht was man nicht weiss.

Um auf die ursprüngliche Frage zurückzukommen: Ich fühle mich nicht wirklich weniger vernetzt, muss aber zugeben, dass FB durchaus einen Unterschied macht. Es erleichtert einem das (um den nackenhaarstäubenden Ausdruck zu gebrauchen) Beziehungsmanagement. Ich habe aber nicht im geringsten den Eindruck, dass die Pflege von Beziehungen, Bekanntschaften und Freundschaften ohne FB spürbar schwieriger wäre. Eines habe ich in meinem postfacebookianischen Leben aber zweifellos: mehr Zeit.